Methode

Hier erfahren Sie mehr über die Hintergründe des NPE Neurotrainings.

Die Entwicklung des Gehirns

Die Vorstellung, dass sich das Nervensystem entwickeln muss, damit Menschen ihr vollständiges Potential entwickeln können und auch Gesundheitsproblemen vorbeugen können, ist für die meisten Menschen neu und fremd. Es geht dabei nicht um die psychologische Entwicklung, sondern buchstäblich um die „Verdrahtung” des Gehirns, also eine optimale Vernetzung aller Gehirnregionen untereinander. 

Diese Entwicklung sorgt im Idealfall dafür, dass Menschen all die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen auf neurologischer, psychologischer und physischer Ebene nutzen können, siehe Tabelle unten:

 

Mensch Gedanken Frontalkortex Abwägung
Säugetier Gefühle Limbisches System Geben und Nehmen
Reptil Empfindungen Hirnstamm Wollen

 

In der Grafik unten finden Sie die Entwicklung des Gehirns, in der Reihenfolge, in welcher sich der Hirnstamm, das limbische System und der Frontalkortex miteinander vernetzen:

Der Hirnstamm ist in der Geschichte der Menschheit der älteste Teil. Wir haben diesen Anteil des Gehirns mit Reptilien gemein. Von ihm aus werden die basalsten Empfindungen, Triebe und Instinkte gesteuert. Das limbische System teilen wir mit den Säugetieren. Es erlaubt uns Gefühle wie Liebe zu empfinden. Der Frontalkortex ist der in der Menschheitsgeschichte neuste Zusatz der Gehirnstruktur, welche nur höhere Primaten und Menschen besitzen. Der Hirnstamm ist von Anfang an gut entwickelt, während sich das limbische System und der Frontalkortex erst entwickeln müssen, wobei immer der sich am neuesten entwickelte Anteil des Gehirns den vorher entwickelten Teil unterdrückt. Damit können wir mit einem gut entwickelten Frontalkortex rationale Entscheidungen treffen, ohne dass sich der Hirnstamm und das limbische mit ihren Anliegen automatisch durchsetzen. Dieser verschachtelte Aufbau des Gehirns wird auch als “triunes Gehirn” bezeichnet. Nicht berücksichtigt wird im triunen Aufbau das aller rudimentärste Stadium, welches wir bereits mit Amphibien gemein haben (Fische z.B.). 

Ein erster Meilenstein dieser Vernetzung zwischen Hirnstamm, limbischem System und Frontalkortex ist die neuromotorische Reife.

Neuromotorische Reife

Die Vernetzung des Gehirns ist auch gleichzeitig ein Prozess der Bewusstwerdung. Im Laufe von etwa 7 Jahren wird der Körper von sich selbst eine „Karte“ erstellen und sich somit auf einer sehr grundlegenden neurologischen Ebene innerlich „kennen lernen” (was Propriozeption genannt wird). 

Auch die buchstäbliche Orientierung in Zeit und Raum möchte vom Nervensystem erlernt werden. Im Idealfall verfügen wir über ein internes GPS-System, das wie ein Satellit Daten triangulieren muss, um seine Position im Raum zu bestimmen. Damit meine ich, dass wir unser Sehvermögen, unsere Propriozeption (Körpereigenwahrnehmung) und unseren Gleichgewichtssinn (Vestibularapparat) brauchen, um korrekte Informationen über die materielle Realität außerhalb von uns zu erhalten.

Voraussetzung dafür ist, dass die neurologische Entwicklung optimal verläuft, was meistens nicht der Fall ist. Das Problem mit diesem Mangel an Selbsterkenntnis ist, dass alle anderen Körpersysteme, die von der Steuerung des Nervensystems abhängig sind, von einer unvollständigen Entwicklung des Nervensystems betroffen sind.

Unsere innere Orientierung ergibt sich aus der Synchronisation von Propriozeption und den Daten, die wir von außen erhalten. Daher sind wir auf die Fähigkeit des Nervensystems angewiesen, mit Daten angemessen umzugehen, wenn wir uns über den Punkt des reflexiven und vom Hirnstamm gesteuerten Verhaltens hinaus entwickeln wollen.

Dabei helfen uns zunächst unsere frühkindlichen Reflexe. Diese bauen Brücken zwischen dem Hirnstamm und höheren Gehirnstrukturen.

Diese „sind letztendlich ausschlaggebend dafür, dass ein Wesen sich seiner selbst bewusst wird. Bewusst-Werdung impliziert dabei einen graduellen Prozess, der von der Unbewusstheit schlussendlich in die Bewusstheit führt. 

Frühkindliche Reflexe erlauben einem menschlichen Wesen zunächst einmal auch ohne Bewusstsein zu funktionieren und zu überleben. Doch eine solche Unselbständigkeit sichert das Überleben nur, solange der Mensch noch in allen seinen Bedürfnissen von außen versorgt wird. Soll dieses Wesen einmal auch selbständig funktionieren, erfordert dies eine Entwicklung von Bewusstsein. Frühkindliche Reflexe bilden dafür die neurologische Grundlage, indem sie aktiviert, gehemmt und schließlich im Falle einer gesunden Entwicklung von erwachsenen Reflexmustern abgelöst werden.”1Forschungsarbeit Katia Trost zur Fortbildung INPP

Die Grafik unten fasst den Prozess der neuromotorischen Reife zusammen:

“Doch mit der Überleitung eines Menschen in einen bewussten Zustand ist die Rolle der Reflexe noch nicht erschöpft. Unter Anleitung einer gesunde Reflexentwicklung lernt ein Säugling zunächst einmal selbständig seinen Kopf aufzurichten um schließlich im Laufe seiner Entwicklung physisch die Symbiose mit der Mutter zu beenden, indem er schlussendlich durch willentliche Kontrolle seiner Muskeln die ersten Schritte von ihr weg tut.“ …

„Jeder Entwicklungsschritt eines Säuglings ist abhängig von Reflexen. Gemeint ist hier die Entwicklung von frühkindlichen Reflexen, die schließlich gehemmt oder in erwachsene Reflexe übergehen (anschließend als gesunde Reflexentwicklung bezeichnet). Kopf heben, Rollen, Sitzen, Krabbeln und auch Laufen werden vom Nervensystem reflexorisch gesteuert und von den Muskeln ausgeführt. So erlernt der Mensch schrittweise der Schwerkraft zu trotzen. Doch die dazu nötigen Bewegungen sind ohne Sinnesmeldung nicht möglich. Diese Sinnesmeldung erwirbt der menschliche Organismus wiederum durch Bewegung bis er „(d)ifferenzierte, zielgerichtete, programmierte, durch Übung modulierte und erlernte Bewegungen ohne großen Energieaufwand durchführen“ kann. Mit anderen Worten: Sinnes- und Bewegungsentwicklung bedingen sich gegenseitig. Auch die Aufrechterhaltung des Körpers ist dabei „potentielle Bewegung“.2Forschungsarbeit Katia Trost zur Fortbildung INPP

Spricht man von Sinnesentwicklung, meint man einerseits Basalsinne wie Muskeltonus, Gleichgewicht (Vestibulärapparat) und Körpereigenwahrnehmung (Propriozeption). Diese erlauben einem sich seinen Körper zum Untertan zu machen. Aus diesen entwickeln sich auch Grobmotorik, Feinmotorik, bilaterale Integration und sensorische Integration. Parallel entwickeln sich auch die Fernsinne, die eine differenzierte Kommunikation mit der Außenwelt erlauben. Dazu gehören riechen, hören, sehen, schmecken und tasten. 

Des Weiteren ist auch die Entwicklung von Fähigkeiten des Menschen, die im allgemeinen mit der Entwicklung von Selbständigkeit verknüpft sind, wie z.B. die Fähigkeit Harn zurück zu halten, die Nahrungsaufnahme sowie die Fähigkeit Dinge mit den Fingern zu greifen mit einer gesunden Reflexentwicklung verknüpft.“3Zitat aus der Forschungsarbeit von Katia Trost zur INPP Fortbildung

Die frühkindlichen Reflexe helfen Babies dabei die Gehirnfunktion „ab Werk“ zu überwinden, indem das limbische System geschult wird und allmählich den Hirnstamm als alleinigen Herrscher im Gehirn ablöst. Sie schaffen über die Förderung der Basalsinne und der Fernsinne eine Brücke zwischen Empfindungen (Hirnstamm) und Gefühlen (limbisches System).

Die Entwicklung der Reflexe im Reifeprozess eines Kindes

 

„Reflexe entwickeln sich nicht willkürlich. Wollen sie ihre Aufgabe als neurologische Hebammen menschlicher Entwicklung erfüllen, müssen sie in einer sinnvollen Reihenfolge entstehen, gehemmt und gegebenenfalls transformiert werden. 

a) Reihenfolge

Eine sinnvolle Reihenfolge der Reflexentwicklung folgt dem übergeordneten Auftrag ein menschliches Wesen nach und nach selbständig zu machen, indem es physisch nicht mehr von der Versorgung der Eltern abhängt und sich psychologisch individuieren kann. INPP geht davon aus, das die Entwicklung aller Landtiere und damit auch des Menschen vom Kopf aus geht, indem er nicht nur neurologisch als Hüter des Gehirns im Organismus der „Chef“ ist, sondern auch mittels einer „top down“ Steuerung des übrigen Körpers die Führungsrolle übernimmt. Freie Beweglichkeit erfordert auch die Möglichkeit Körperglieder auf mehreren Achsen zu bewegen. Dies ist koordinatorisch ein komplexes Unterfangen, zumal Bewegungen nicht nur aufeinander abgestimmt sein müssen, sondern auch noch in Bezug zur Schwerkraft erfolgen müssen. Sinnvoll ist somit eine Entwicklung, die vom Kopf aus gesteuert diese Achsen nacheinander etabliert, festigt und aufeinander aufbaut. Die erste Achse ist die Wahrnehmung der vertikalen Realität (oben und unten), die zweite Achse entsteht durch die Trennung der Mittellinie (rechts und links), vier Achsen entstehen durch die Trennung in obere und untere Gliedmaßen und acht Achsen letztendlich durch die unabhängige Bewegung der Körperglieder. 

Die Arbeit frühkindlicher Reflexe ist getan, sobald diese acht Achsen etabliert wurden, perfekt miteinander koordiniert werden können und auch die Sinnesentegration abgeschlossen ist. Eine darüber hinaus gehende Persistenz frühkindlicher Reflexe führt zu pathologischen Bewegungsmustern und Reaktionen im menschlichen Organismus. 

b) chronologische Entstehung und Hemmung

 

Entsprechend dem Auftrag der Mehrachsigkeit ergibt sich eine chronologische Reihenfolge bei der Entstehung frühkindlicher Reflexe. Für die Differenzierung in die Achsen sind folgende Hauptreflexe zuständig:“4Zitat aus der Studienarbeit von Katia Trost in der INPP Fortbildung

 

Achsenanzahl Frühkindlicher Reflex
1 Furcht-Lähmungs-Reaktion, Moro Reflex
2 Asymmetrisch Tonischer Nackenreflex
4 Spinaler Galant Reflex
8 Symmetrisch Tonischer Nackenreflex

 

Je komplexer wir als Individuen werden wollen, desto mehr muss unser Nervensystem in der Lage sein, mehr und komplexere Daten zu verarbeiten. Mit anderen Worten: Die Evolution des Selbst beginnt mit dem Nervensystem. Und die neuromotorische Reife ist ein erster Meilenstein auf dem Weg einer gesunden Entwicklung. 

Selbstregulation

Selbstregulation ist die Fähigkeit des Selbsts durch Orientierung und Entscheidung eine Selbstveränderung herbei zu führen. Die Selbstregulation ist eine wesentliche Eigenschaft, um bewusste Lebensentscheidungen treffen zu können:

“Beim Menschen und einer Reihe anderer höherer Säugetiere hat sich eine spezialisierte Hirnregion entwickelt, die mit Denken, Planung und Entscheidungsfindung zu tun hat und als präfrontaler Kortex bezeichnet wird. Dieser Teil des Vorderhirns ist offenbar der Sitz der “selbstbewussten” Gedankenverarbeitung. Der selbstbewusste Verstand ist selbstreflektierend; er ist ein neu entwickeltes “Sinnesorgan”, das unser eigenes Verhalten und unsere Gefühle beobachtet. Der selbstbewusste Verstand hat auch Zugang zu den meisten Daten, die in unserem Langzeitgedächtnis gespeichert sind. Dies ist eine äußerst wichtige Eigenschaft, die es uns ermöglicht, unsere Lebensgeschichte zu berücksichtigen, wenn wir unsere Zukunft bewusst planen. Ausgestattet mit der Fähigkeit zur Selbstreflexion, ist das Selbstbewusstsein äußerst leistungsfähig. Es kann jedes programmierte Verhalten, das wir an den Tag legen, beobachten, es bewerten und bewusst entscheiden, das Programm zu ändern. Wir können aktiv entscheiden, wie wir auf die meisten Umweltsignale reagieren und ob wir überhaupt reagieren wollen. Die Fähigkeit des bewussten Verstandes, die vorprogrammierten Verhaltensweisen des Unterbewusstseins außer Kraft zu setzen, ist die Grundlage des freien Willens.”5Lipton, Bruce H.. The Biology of Belief 10th Anniversary Edition (S.128). Hay House. Kindle-Version

In der Grafik unten finden Sie die Funktionsweise der Selbstregulation:

Sind frühkindliche Reflexe aktiv, ist Selbstregulation nur bedingt möglich. Beim Kleinkind findet sie garnicht statt, beim Erwachsenen nur in dem Ausmaß, wo frühkindliche Reflexe nicht dafür sorgen, dass höher entwickelte Gehirnregionen nicht zum Zuge kommen. Sei es, weil das limbische System und der Frontalkortex unzureichend vernetzt sind, sei es, weil sie durch die Reflexe kurzzeitig “übernommen” werden.

Echte Selbstregulierung begünstigt nicht nur die Funktionalität einzelner Teile der Körper-Geist-Einheit zum Nachteil anderer Teile des Systems. Selbstregulierung ist ein Zustand, der die Funktionalität des gesamten Systems betrifft. Und das Nervensystem ist für eine gleichberechtigte Funktion aller Organsysteme hauptverantwortlich. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass frühkindliche Reflexe nicht über das Kleinkindalter hinaus persistieren.

Selbstregulierung ist in vielerlei Hinsicht wichtig. Sie findet im autonomen Nervensystem und im Stoffwechsel statt und nennt sich dort Homöostase. Auch die Homöostase ist aufgrund der bestehenden Organhierarchie mit dem Nervensystem an der Spitze von Mängeln in der Selbstregulation betroffen. So kann es in etwa zu Problemen in der Blutzuckerregulierung kommen, sollten frühkindliche Reflexe persistieren.

Doch zur richtigen Zeit am richtigen Ort beeinflussen frühkindliche Reflexe auch die Entwicklung des Stoffwechsels und der Organe.

Wechselwirkungen mit anderen Organsystemen und körperlichen Vorgängen

„Das Nervensystem koordiniert „räumliche, emotionale und Wahrnehmungssicherheit“. Es ist im Organismus sozusagen der „Chef“. Es „entscheidet“ mittels retikulärem Aktivierungssystem (RAS) auch über eine Aktionsnotwendigkeit bei drohender Gefahr. Neben einer äußerlichen Gefahrenabwehr mittels Kampf, Flucht oder das Totstellen (welche ebenfalls durch das autonome Nervensystem reguliert werden), muss der Körper auch dazu in der Lage sein innerliche Gefahren abzuwehren. Für die äußere Gefahrenabwehr bedient sich der Körper des Hormonsystems, für die innere Abwehr des Immunsystems. Diese beiden Systeme arbeiten nun wieder mit allen übrigen Körpersystemen zusammen, sei es das Herz-Kreislauf-System, die Atmung, dem Bewegungsapparat, etc.

Bereitet sich der Körper auf Kampf, Flucht oder Starre vor, werden von den Nebennieren Adrenalin, Kortisol und Noradrenalin ausgeschüttet (sog. Adaptationssyndrom), um adäquat auf Gefahren im Außen reagieren zu können. Doch auch die Reflexe können diese Hormonkaskade von innen auslösen, insbesondere die Furcht-Lähmungs-Reaktion oder der Moro Reflex.

Kortisol sorgt gleichzeitig auch für eine Unterdrückung des Immunsystems. Damit beeinflussen persistierende frühkindliche Reflexe auch mittelbar das Immunsystem.

Insofern kann man die Wirkung der Reflexe nicht unmittelbar auf das Nervensystem beschränken.“6Zitat aus der Studienarbeit von Katia Trost für die INPP Fortbildung

Psychologische Entwicklung

Selbstregulierung gibt es auch in psychischer Hinsicht. Auch dort spielen frühkindliche Reflexe eine wichtige Rolle.

„Reflexe (sind) auch ein Antrieb für menschliche Individuation. Dies gilt zunächst einmal für die physische Entwicklung, doch diese physische Grundlage ist auch ausschlaggebend für die Entwicklung einer parallelen psychologischen Individuation. Es heißt, „daß Individuation einerseits ein Prozeß der Ablösung und Selbstwerdung ist, andererseits ein Weg zur eigenen Mitte und Tiefe“.7Zitat aus der Studienarbeit von Katia Trost für die INPP Fortbildung

„Gradmesser dieser Entwicklung physischer und psychologischer Individuation ist die oben bereits erwähnte neuromotorische Funktionstüchtigkeit. Diese gibt „einen Anhaltspunkt für den Reifegrad des zentralen Nervensystems, da sie mit der Funktionsfähigkeit der vestibulären, propriozeptiven und postularen Systeme verbunden ist, …“8Zitat aus der Studienarbeit von Katia Trost für die INPP Fortbildung

“Wie bereits geschildert, ist eine gesunde Reflexentwicklung auch die Basis für psychische Vorgänge. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Schwerkraft. Denn sie „ist es, die uns unseren Mittelpunkt gibt, sei es im Raum, in der Zeit, bei Bewegungen, im Bewusstsein von Tiefe oder als Zentrum unserer eigenen Person. Die Schwerkraft ist der Mittelpunkt, aus dem heraus alle Handlungen erst möglich werden.“9Zitat aus der Studienarbeit von Katia Trost für die INPP Fortbildung

“Damit ist ohne einen gesunden Bezug zur Schwerkraft auch eine Individuation im psychologischen Sinn schwer möglich, weil dem Menschen bereits physisch der Bezug zur Umwelt fehlt. Er weiß buchstäblich nicht wo oben und unten ist, wo er aufhört und andere beginnen. Insgesamt kann man sagen, dass das „Gefühl für unser inneres Selbst auf unserer Beziehung zur Schwerkraft [basiert]“, ohne die eine kohärente Verarbeitung der Umwelt nicht möglich ist.“10Zitat aus der Studienarbeit von Katia Trost für die INPP Fortbildung

Eine Voraussetzung für eine gelungene Individuation ist auch die emotionale Reife:

Während emotionale Unreife auch ein Zeichen von Entwicklungstraumata sein können, so sind diese in der Regel eng an eine neurologische Unreife geknüpft. 

Es hat sich im Laufe unserer praktischen Arbeit dementsprechend vielfach bestätigt, dass sich eine fehlende neuromotorische Reife als wesentliches Heilhindernis bei der Heilung von psychischen Traumata, besonders Entwicklungstraumata darstellen kann.

Doch die neuromotorische Reife ist lediglich der erste Meilenstein auf dem Weg in eine gesunde menschliche Entwicklung. Die neuromotorische Reife wird idealerweise um das erste Lebensjahr erreicht. Bis zum 21. Lebensjahr sollten noch zwei weitere Reifeschritte erlangt werden: die sensorische Integration und die bilaterale Integration, siehe Grafik unten.

Die sensorische Integration

Auch die Entwicklung der Sinne ist eng an die frühkindlichen Reflexe gekoppelt, siehe Grafik (nach Marie Plag, INPP):

Doch die vollständige Koordination dieser Sinne miteinander findet noch nicht mit der neuromotorischen Reife im ersten Lebensjahr statt, sondern um das siebte Lebensjahr mit der sensorischen Integration. 

In der sensorischen Integration optimieren sich Funktionen wie:

  • Auge-Hand-Koordination
  • Auge-Mund-Koordination
  • Die Fähigkeit Berührungen punktgenau zuordnen zu können
  • Auf Sprachbefehle ohne Verzögerung zu reagieren
  • Schreiben und Hören gleichzeitig
  • Multitasking

Traditionell wurden diese Fähigkeiten auch als ausschlaggebend für die Schulreife betrachtet. Doch sehr viele Kinder haben die damit verbundenen Voraussetzungen im Laufe ihrer Entwicklung nie erlangt. 

Doch auch die sensorische Integration ist nicht der letzte Meilenstein auf dem Weg des Erwachsenseins. 

Die bilaterale Integration

Die bilaterale Integration wird durch die motorische Reife und auch die sensorische Integration bereits initiiert. Sie setzt sich jedoch bis zur Volljährigkeit fort: 

Mit bilateraler Integration ist gemeint, dass die rechte und linke Gehirnhälfte gut miteinander vernetzt sind. Kurz gesagt, ist die rechte Gehirnhälfte für den Überblick über das große Ganze zuständig, während die linke Gehirnhälfte für die Details zuständig ist. Die rechte Gehirnhälfte zoomt raus, während die linke Gehirnhälfte rein zoomt, wenn es um die Lösung eines Problems geht. Zwar gibt es bei vielen Menschen Präferenzen für eine Gehirnhälfte, dies sollte aber nicht dazu führen, dass einem die Fähigkeit der anderen Gehirnhälfte nur mangelhaft zur Verfügung steht. 

In der folgenden Übersicht zeigen sich die Besonderheiten der beiden Gehirnhälften noch einmal genauer:11nach Iain McGilchrist „The Master and His Emissary“, Übersetzte Zusammenfassung von https://www.sloww.co/wp-content/uploads/2021/08/Sloww-Master-Emissary-Brain-Hemispheres-Infographic.jpg)

 

Linke Hemisphäre Rechte Hemisphäre
Hemisphäre des “Was”‘ / Die sprechende Hemisphäre Die Hemisphäre des “Wie” / Die stille Hemisphäre
Ausschließlich, entweder/oder, analytisch, fragmentarisch, linear, sequentiell, explizit, Einschließend, sowohl/als auch, synthetisch, integrativ, Zwischending, lebendig, komplex,
abstrahiert, kompartimentiert, statisch, Gewissheit, Endlichkeit, leblos verkörpert, ganzheitlich, implizit, realistisch, Unsicherheit, Mehrdeutigkeit
Die Aufmerksamkeit ist lokal, eng, fokussiert Die Aufmerksamkeit ist global, umfassend, wachsam, flexibel, anhaltend
Konzentriert sich auf den Stillstand oder einen Punkt in der Zeit nimmt den Fluss über die Zeit und das Volumen/die Tiefe im Raum wahr
Stellt Erfahrung in nicht-lebendiger, mechanischer Form wieder her Neigt dazu, Erfahrungen zu erden (empfänglich für neue/neuartige Erfahrungen)
Beschäftigt sich mit dem, was er bereits kennt (vertraut ist) Offenheit für Verflechtungen (Beziehungen zwischen Dingen)
Der Körper als etwas, von dem wir relativ losgelöst sind Körper als etwas, das wir “leben” (Teil unserer Identität)
Das Selbst als Ausdruck des Willens Tiefe Verbundenheit mit dem verkörperten Selbst (kontinuierlicher Sinn für das Selbst)
Das Denken ist dekontextualisiert und systematisch Versteht den Kontext von Sprache, Bedeutung, Metapher, Erzählung
Sieht ein Agglomerat von Teilen (und rekonstruiert dann ein “Ganzes”) Sieht das große Ganze und sieht die Dinge als Ganzes und in ihrem Kontext
Beschäftigt sich mit dem Gedächtnis für Fakten und Allgemeinwissen Episodisches Gedächtnis, längeres Arbeitsgedächtnis, schlussfolgerndes Denken, Einsicht
Gefühlsmäßig relativ neutral (oberflächliche, soziale Emotionen) Affinität zu Emotionen (emotionale Wahrnehmung / emotionales Verständnis)
Letztlich losgelöst vom “Anderen” Verbundenheit mit dem “Anderen” (Natur, andere Menschen, Neues, Ungewisses, etc.)
Beschäftigt sich mit abstrakten Kategorien und Typen An der Einzigartigkeit/Individualität des “Anderen” interessiert
Weniger zuverlässig in Bezug auf Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Urteilsvermögen usw. Kann sich in anderer Menschen Geist hinein versetzen
Optimistisch, aber nicht wissend, was ihm fehlt (Täuschung, Verleugnung) Soziales Verständnis und soziales Verhalten, Fähigkeit zur Empathie
Interessiert sich für das vom Menschen Geschaffene (“die Früchte menschlicher Erfindungen”) Kann menschliche Mimik deuten, Tonlage der Stimme, Gesten
Hauptanliegen ist der Nutzen (Erfassen und Anhäufen von “Dingen”) Lächeln, lachen und Humor, gleichzeitig Tendenz zur Traurigkeit und Depression
Nützlicher für die Manipulation der Welt und der Mitmenschen
Musik als “Sprache”: Melodie, Ton, Timbre, Tonlage, Harmonie
Wettbewerb, Rivalität und die Fähigkeit zu vorsätzlicher Bosheit
Verständnis für Moral, Sinn für Gerechtigkeit, Fähigkeit zum Mitgefühl

 

Wer Englisch versteht, findet hier ein sehr schönes illustriertes Video zum Thema rechte/linke Gehirnhälfte.

Die erwachsene Entwicklung des Nervensystems

Die meisten Menschen gehen fälschlicherweise davon aus, dass die Entwicklung des Gehirns mit dem Erreichen des Erwachsenenalters aufhört und dass sich unser Gehirn im Alter eher zurückentwickelt.

Dies ist zwar für die meisten Menschen eine praktische Realität.

Der Psychologe und Entwicklungsforscher Robert Kegan bringt es auf den Punkt:

“Solange wir glauben, dass die Entwicklung des Gehirns der Jugend vorbehalten ist, werden wir formales Lernen als Vorbereitung auf das Erwachsensein oder als Startrampe für die berufliche Laufbahn betrachten. Erfolgreiche Führungskräfte im neuen Jahrhundert werden sich von der Erkenntnis leiten lassen, dass organisiertes Lernen zwar eine wesentliche Vorbereitung auf das Erwachsenenleben darstellt, aber ebenso wichtig ist, um das Wachstum der geistigen Fähigkeiten während des gesamten Erwachsenenlebens zu fördern.” …

“Obwohl die Begriffe “Wachstum” und “Entwicklung” weit verbreitet sind, beruhen die tatsächlichen Praktiken, die wir beobachten können, in der Regel auf einem Übertragungsmodell des Lernens (anstelle eines Transformationsmodells) mit dem Ziel, Wissen von einer Person (in der Regel einem Experten) an den Lernenden weiterzugeben. Die Erwartung ist, dass der Lernende mehr zu seinem Verstand “hinzufügt”, anstatt ihn zu rekonstruieren, um eine größere geistige Komplexität zu erreichen: mehr Dateien und Anwendungen für das Betriebssystem; keine wesentlichen Verbesserungen des Betriebssystems selbst.”12Kegan, Robert; Kegan, Robert; Lahey, Lisa Laskow; Lahey, Lisa Laskow. Immunität gegenüber Veränderungen (Führung für das Gemeinwohl) . Harvard Business Review Press. Kindle-Version

Aber dies ist unter anderem das Ergebnis evolutionärer Lücken, die häufig mit einem Mangel an Energie auf zellulärer Ebene beginnen und sich mit der emotionalen Unreife und einem Mangel an Verkörperung fortsetzen.

Im Idealfall entwickelt sich das Nervensystem zeitlebens weiter, was sich auch auf die psychische Entwicklung auswirkt. 

Erwachsene Reflexe nehmen auch hier eine Brückenfunktion für das Bewusstsein ein. Sie sollen uns zunächst einmal überlebensfähig machen, indem sie uns zuverlässig und automatisiert vor Gefahren schützen. 

Der Körper reagiert bei Gefahren, sprich durch Starre, Flucht oder Kampf, auch reflexartig durch eine Veränderung der Körperhaltung, die wir nicht immer wahrnehmen.

Die Methode Human Neuro Cybrainetics hat sich mit den Veränderungen im Körper beschäftigt, die bei Flucht- oder Kampfverhalten eintreten:

“Bei dem Fluchtmechanismus bleibt häufig “die Spannung der Verdrehung als Fluchtreaktionssstarre in unserem Körper gespeichert. Die Muskeln, die jetzt nicht an der Verdrehung beteiligt sind, sind nicht mehr voll innerviert und energetisiert. Dadurch brauchen wir viel mehr Energie, um gerade stehen und einwandfrei funktionieren zu können.”13Therapieresistent – Was nun? Alternativen zu ausgetretenen Pfaden, Ute Wolter, 2017, Eigenverlag, Seite 33

“Beide vorderen Oberschenkelmuskeln (arbeiten) nicht mehr vollständig. Die Bauchmuskeln sind hypoton, der Psoassmuskel, der in der visceralen Osteopathie als der Mülleimer des Beckens bezeichnt wird, transportiert die Schlacken nicht mehr reichtig ab, genauso wie die Halsmuskulatur. Über die rechte obere und linke untere Rumpf- und Extremitätenhäfte setzt sich diese Msukektette über den ganzen Körper fort.

Durch die Verdrehung kann das Zwerchfell nicht mehr gleichmäßig arbeiten, was sich auf die Atmung und die Rippenbewegung und letzendlich auf die gesamte Wirbelsäulenbewegung auswirkt. Das Zwerchfell wiederum ist ein wichtiger Faktor für unser Herz-Kreisaufsystem. Es bewegt und drainiert auch die inneren Ofrgane und sorgt durch seine Sogwikung für den Lymphabfluss. Durch die Ausatmung wird die Lymphe aus den fußwärts liegenden Körperteilen abtranspirtiert und durch die Einatmung aus der Kopf- und Armregion.”14Therapieresistent – Was nun? Alternativen zu ausgetretenen Pfaden, Ute Wolter, 2017, Eigenverlag, Seite 55

Im Ergebnis verlieren wir also bei der Flucht die Kontrolle über alle Organe unterhalb des Zwerchfells, was aus Sicht des Überlebens Sinn macht. Denn dort finden sich Organe, die für das Überleben nicht unmittelaber wichtig sind, wie die Verdauungs-, Entgiftungs- und Reproduktionsorgane.

“Bei der Kampfreaktion “beißt (man) zuerst die Zähne zusammen. Durch die Aktivierung der Kaumuskulatur, die auch zu großen Teilen über den vorderen seitlichen Schädel reicht, werden die Schädelnähte zusammengezogen. Die Dura mater wird fest angespannt (…). In der nächsten Stufe der Kampfreaktion wird das Steißbein nach innen gezogen. Beim Hund kann man das gut als eingezogenen Schwanz beobachten. Durch die Anspannung der Dura mater und ihrem Kontakt zu den Schädelnähten und einzelnen Schädelknochen wird die Schädelkalotte nochmals von innen gesichert. Zusätzlich verspannt sie einzelne Wirbel entlang der gesamten Wirbelsäule über die lange Strecke bis zum Steißbein, damit diese bei einem eventuellen seitlichen Schlag vor dem Verrutschen und einer daraus resultierneden Querschnitslähmung geschützt sind. Nun werden noch zusätzlich die Musklen, insbesondere die Halsmuskeltn angespannt, damit man Schläge aushalten kann und der Kopf stabil auf dem Hals bleibt.”15Therapieresistent – Was nun? Alternativen zu ausgetretenen Pfaden, Ute Wolter, 2017, Eigenverlag, Seite 34

Im Laufe der Zeit, sollten wir aber dazu in der Lage sein bewusst Situationen loszulassen, in die wir reflexartig von unserem Nervensystem gezwungen worden sind. Doch häufig ist dieser Mechanismus nicht gut ausgeprägt und wir erstarren in unseren Reflexen. Dies führt zu Rigidität auf allen Ebenen:

“Tatsache ist, dass unser sensomotorisches System im Laufe unseres Lebens ständig mit spezifischen Muskelreflexen auf die täglichen Belastungen und Traumata reagiert. Diese Reflexe, die immer wieder ausgelöst werden, führen zu gewohnheitsmäßigen Muskelkontraktionen, die wir nicht mehr – bewusst – entspannen können. Diese Muskelkontraktionen sind so stark unwillkürlich und unbewusst geworden, dass wir schließlich nicht mehr wissen, wie wir uns frei bewegen können. Die Folge sind Steifheit, Schmerzen und eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit. Dieser gewohnheitsmäßige Zustand des Vergessens wird als sensorisch-motorische Amnesie (SMA) bezeichnet. Es handelt sich um einen Gedächtnisverlust, wie sich bestimmte Muskelgruppen anfühlen und wie man sie kontrolliert.”16Seite xiii, Somatics, Reawakening the Mind’s Control of Movement, Flexibility, and Health, Thomas Hanna, Da Capo, Cambridge, 1988

Psychologisch geht es bei der erwachsenen Gehirnentwicklung darum, dass Probleme von immer mehr Perspektiven her betrachtet werden können. 

Zusätzlich sollten wir immer mehr dazu in der Lage sein interne Vorgänge zum Objekt zu machen. Das bedeutet, dass wir unsere Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse mit Abstand betrachten können sollten ohne mit ihnen verschmolzen zu sein. 

Der Psychologe Robert Kegan sagt dazu: „Die Komplexität einer Denkweise ist eine Funktion der Art und Weise, wie sie die Gedanken und Gefühle, die wir haben (d.h., die wir betrachten können, die wir als Objekt nehmen können), von den Gedanken und Gefühlen unterscheidet, die uns “haben” (d.h., wir werden von ihnen gesteuert, sind ihnen unterworfen). Auf jeder Ebene der Komplexität der Denkweise wird die Grenze zwischen dem, was Subjekt ist, und dem, was Objekt ist, anders gezogen. Größere Komplexität bedeutet, dass man mehr Dinge als Objekt betrachten kann. Der blinde Fleck (das, was Subjekt ist) wird kleiner und kleiner.“17Kegan, Robert; Kegan, Robert; Lahey, Lisa Laskow; Lahey, Lisa Laskow. Immunity to Change (Leadership for the Common Good) . Harvard Business Review Press. Kindle-Version.

Die Integration von erwachsenen Reflexen im Neuropsychological Embodiment dient also einerseits der fortlaufenden Entwicklung von Erwachsenen.

Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass auch die Integration von frühkindlichen Reflexen bei Erwachsenen reibungsloser verläuft, wenn man sowohl „von vorne“, als auch „von hinten“ am Nervensystem arbeitet, indem man gleichzeitig auch an der Integration erwachsener Reflexe arbeitet.

Daher vereinen sich im Neuropsychological Embodiment Training Erkenntnisse aus dem INPP, Hanna Somatics, Z-Health, der Entwicklungspsychologie sowie aus eigenen Forschungen zu einer eigenen Methode.

Das Schließen von Entwicklungslücken durch Neurotraining

Neurotraining ist dazu in der Lage Entwicklungslücken des Nervensystems zu schließen, wie Forscher herausgefunden haben.18Effects of replicating primary-reflex movements on specific reading difficulties in children: a randomised, double-blind, controlled trial, M. McPhillips, P. G. Hepper und G. Mulhern, https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(99)02179-0/references

Neurotraining weist gegenüber einem normalen Training des Körpers einige Besonderheiten auf:

  • Es geht nicht darum Muskeln lokal zu trainieren.
  • Das Nervensystem lernt sehr langsam, daher müssen Übungen extrem langsam durchgeführt werden
  • Gemacht werden nur eine bis sehr wenige Wiederholungen
  • Die Aufmerksamkeit muss sich innerlich auf die Bewegung richten
  • Die Übungen müssen im Schnitt bei Erwachsenen ca. 3 Monate ausgeführt werden, damit ein dauerhafter Entwicklungseffekt eintreten kann und Reflexe vollständig und dauerhaft integiert sind. Ziel ist, dass Übungen für die trainierten Bereiche nach der Integration nicht mehr gebraucht werden, da die neurologische Struktur sich dauerhaft verändert hat.

Was Neurotraining nicht ist:

  • eine Therapie – es geht um Entwicklung, nicht um Behandlung, obwohl sich durch das Neurotraining Behandlungen oft sehr effektiv unterstützen lassen
  • Sport – Trainingseffekte von Muskeln ergeben sich aber nebenbei
  • Eine meditative Praxis – Es geht nicht um das Erlernen von Achtsamkeit, wobei Achtsamkeit durch mehr Verkörperung sich häufig verstärkt
  • Freizeitbeschäftigung zum Stressabbau – Es geht darum den Körper in die Lage zu versetzen mit Stress besser umgehen zu können

Es geht also nicht um das sportliche Training von lokalen Muskeln, wobei es durch Neurotraining auch durch wenige Wiederholungen nebenbei zu einem Trainingseffekt kommt. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass der Zustand der Muskeln auch zentral durch das Nervensystem erfolgen kann und nicht lokal stattfinden muss. Sprich: lokale Stimulation der Muskeln bewirkt nur den lokalen Muskelaufbau und kein Training des Nervensystems. Umgekehrt bewirkt aber ein Training des Nervensystems auch das Training lokaler Muskeln, insbesondere auch der Tiefenmuskulatur, des Cores, die für unsere Haltung und Stabilität zuständig sind.

Während es mehrere Möglichkeiten des Neurotrainings gibt, z.B. durch Stimulierung mit Gehirnwellen, Laser, Kinesiologie, sind wir der Meinung, dass nur spezifische und in einer bestimmten Reihenfolge ausgeführte Bewegungen dazu in der Lage sind, insbesondere frühkindliche Reflexe vollständig und vor allem dauerhaft zu integrieren und gleichzeitig neue und entwickeltere Gehirnstrukturen zu etablieren.

Es geht uns um ein Update des Betriebssystems, damit sich die Funktion des Nervensystems als Ganzes verbessert und optimiert. Wir geben uns nicht mit der Verbesserung von Teilbereichen zufrieden, die durchaus mit einem bloßen Ausschalten von Reflexen erreicht werden können.

Teillösungen können sich folgendermaßen gestalten:

  • Reflexe werden lediglich erschöpft, indem bestimmte Bewegungsmuster regelmäßig, jedoch nicht langsam und bewusst genug durchgeführt werden (z.B. durch Sport, Yoga). Der Reflex ist kurz nach der Übung und auch für eine Weile danach unter Umständen nicht mehr auslösbar – Problem: Es kann zwar zur Entlastung des Betroffenen kommen. Werden die Bewegungen jedoch nicht mehr ausgeführt, stellen sich die Reflexe wieder ein.
  • Reflexe werden zwar abgebaut, doch neue Gehirnstrukturen, welche die alten und unentwickelteren Gehirnstrukturen ablösen, werden nicht aufgebaut – Problem: Während es zu einer merklichen Entlastung für den Betroffenen kommen kann, fördert lediglich der Abbau von frühkindlichen Reflexen nicht automatisch die Gehirnentwicklung. Lücken in der Gesamtentwicklung bleiben.
  • Frühere Reflexe werden durch die Ausreifung oder Integration von in der Entwicklung nachfolgenden Reflexen unterdrückt – Problem: Durch die Unterdrückung mögen Reflexe nicht mehr auslösbar sein. Doch auch hier fehlt der Aufbau von höher entwickelten Gehirnstrukturen. Auch in der Entwicklung nachfolgende Reflexe sind davon betroffen. Das gilt selbst dann, wenn der nachfolgende Reflex scheinbar optimal integriert worden ist (Abbau-Aufbau), da die Lücke ein Entwicklungshindernis darstellt.

Somit besteht eine wirklich gelungene Integration frühkindlicher Reflexe unserer Erfahrung nach immer aus zwei Teilen: alte Strukturen werden abgebaut, neue Strukturen werden aufgebaut. Die Reihenfolge des Abbaus und Aufbaus muss sich dabei strikt an die Reihenfolge der natürlichen menschlichen Reflexentwicklung halten.

Reflexe in der Mitte zu bearbeiten, macht daher wenig Sinn. Selbst dann, wenn der Betroffene lediglich für diesen frühkindlichen Reflex Anzeichen zeigt, während in der Reihenfolge frühere Reflexe sich unauffällig zeigen. Dabei haben wir diesen Fall tatsächlich noch nie erlebt. Wer die Zeichen zu deuten weiß, findet in der Regel Anzeichen für persistierende frühkindliche Reflexe von Anfang der Entwicklung an.

Doch selbst wenn einzelne Reflexe unauffällig sein sollten, muss der Aufbau neuer und entwickelterer Gehirnstrukturen ebenfalls von Anfang an in der richtigen Reihenfolge erfolgen, damit keine Lücken beim Aufbau der neuen Strukturen entstehen.

Insofern hat es sich vielfach bewährt, immer am Anfang anzufangen (bei der Furcht-Lähmungs Reaktion, bzw. dem Moro Reflex).

Während Menschen mit sehr vielen frühkindlichen Reflexen ausgestattet worden sind, müssen nicht alle diese Reflexe auch eigenständig integriert werden. Denn einige frühkindliche Reflexe nehmen in der Entwicklung eine Schlüsselposition ein. Deren Integration sorgt erfahrungsgemäß dafür, dass auch andere persistierende Reflexe sich mit integrieren.

Die Reihenfolge der Integration sollte danach wie folgt aussehen:19laut der INPP Methode, siehe auch: https://www.inpp.de

Die verwendeten Bewegungen zur Integration frühkindlicher Reflexe sind archetypischen Bewegungsmustern nachgestellt, die Babies und kleine Kinder von sich aus machen. Die Natur hat sich dabei genialerweise für Bewegungsmuster entschieden, die sowohl Reflexe abbauen, als auch neue Gehirnstrukturen aufbauen. Ergänzt werden die Übungen für die frühkindlichen Reflexe noch von Übungen für die erwachsenen Reflexe, das limbische System und die sensorische und bilaterale Integration.

Mit diesen Aspekten im Hinterkopf entscheidet sich also der NPE Neurotrainer für die passenden Übungen für seinen Klienten.